Linde will im Chemiepark Leuna einen großen Elektrolyseur für grünen Wasserstoff bauen. Für Leitprojekte von Industrie und Wissenschaft gibt der Bund 700 Millionen Euro. Und in Hamburg erprobt ein Wärmeversorger, ob ein Gaskraftwerk auch mit Wasserstoff funktioniert.

Windpark bei Weissenfels gross

Die Windparks in Sachsen-Anhalt können große Mengen Strom für grünen Wasserstoff produzieren, wie hier bei Weißenfels. Archivfoto 2016: Stefan Schroeter


Der Industriegase-Konzern Linde hat gestern angekündigt, im Chemiepark Leuna einen Elektrolyseur für grünen Wasserstoff zu bauen und als Eigentümer zu betreiben. Die Anlage soll mit der PEM-Technik arbeiten und über eine Leistung von 24 Megawatt verfügen. Laut Linde handelt es sich um die weltweit größte derartige Anlage. „PEM“ steht für den englischsprachigen Fachbegriff „Proton Exchange Membran“, was auf Deutsch soviel wie „Protonen-Austausch-Membran“ bedeutet.

 

Aus der Anlage will Linde seine Industriekunden über ein schon vorhandenes Pipeline-Netz mit grünem Wasserstoff beliefern. Außerdem plant der Gasehersteller, den eigentlich gasförmigen Energieträger zu verflüssigen und auch an Tankstellen und an andere Industriekunden zu liefern. Die jährliche Produktionsmenge des neuen Elektrolyseurs soll vergleichsweise ausreichen, um sechshundert Brennstoffzellen-Busse zu betanken und 40 Millionen Kilometer fahren zu lassen.

 

Mit dem Bau der Anlage hat Linde sein Dresdner Tochterunternehmen ITM Linde Elektrolysys beauftragt, ein Gemeinschaftsunternehmen mit ITM Power. Der Produktionsbeginn ist für das zweite Halbjahr 2022 geplant.

 

Wasserstoff ist in der Chemieindustrie traditionell ein wichtiger Einsatzstoff. Er gilt inzwischen aber auch zunehmend in der Energie- und Transportwirtschaft als klimaverträglicher Energieträger. Der Grund dafür ist, dass bei seiner Verbrennung kaum Treibhausgase entstehen. In Deutschland wird Wasserstoff bisher vor allem durch die sogenannte Dampfrefomierung aus Erdgas gewonnen. Er lässt sich aber auch durch die Elektrolyse mit Strom und Wasser herstellen. Wenn dabei Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt, entsteht sogenannter „grüner Wasserstoff“ und daneben Sauerstoff. Die Voraussetzungen dafür sind in Leuna gut, da es in der Region zahlreiche große Wind- und Solarparks gibt.

 

Fördermittel für Leitprojekte

Ebenfalls gestern hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung drei Leitprojekte für grünen Wasserstoff auf den Weg gebracht, die es mit insgesamt 700 Mio. Euro fördern will. Das Leitprojekt „H2Giga“ entwickelt Möglichkeiten zur Serienfertigung von Wasser-Elektrolyseuren, um die Produktion von grünem Wasserstoff wettbewerbsfähig zu machen und Produktionsfehler zu minimieren. Das Leitprojekt „H2Mare“ widmet sich der Herstellung von Wasserstoff und Wasserstoff-Folgeprodukten wie Methan, Methanol, Ammoniak und Kraftstoff. Dabei sollen Windanlagen ohne Netzanschluss direkt auf dem Meer eingesetzt werden, um die Kosten zu senken. Beim Leitprojekt „TransHyDE“ werden Möglichkeiten des Wasserstoff-Transports entwickelt und getestet. Dabei wollen die Projektpartner aufzeigen, wie eine effiziente Wasserstoffwirtschaft von der Herstellung über den Transport bis zur Nutzung aussehen könnte.

 

Wasserstoff vom Meeres-Windrad

Konsortialführer des Leitprojekts „H2Mare“ ist Siemens Energy. Wie das Unternehmen gestern gemeinsam mit seinem Schwesterunternehmen Siemens Gamesa bekanntgab, arbeiten hier mehr als 30 Partner aus Industrie, Instituten und Wissenschaft an mehreren Teilprojekten. Ein Ziel dabei ist, einen Elektrolyseur vollständig in eine Meeres-Windturbine zu integrieren. Damit soll künftig der dort erzeugte Windstrom direkt genutzt werden können, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. In den nächsten fünf Jahren plant Siemens Gamesa, 80 Mio. Euro in die dafür nötigen Entwicklungen zu investieren. Siemens Energy will 40 Mio. Euro dafür einsetzen. Bis 2025/2026 wollen die beiden Unternehmen eine Demonstrationsanlage auf offener See errichten.

 

Wasserstoff fürs Kraftwerk

Die Energiewirtschaft arbeitet weiter daran, den kohlenstoffhaltigen chemischen Energieträger Erdgas durch den kohlenstofffreien Wasserstoff zu ersetzen. Beim Handelsblatt-Energiegipfel wurde gestern ein Block-Heizkraftwerk in Hamburg vorgestellt, dessen Motor im Mischbetrieb mit Erdgas und Wasserstoff gefahren wird. Auch ein Testbetrieb mit 100 Prozent Wasserstoff sei bereits erfolgt, hieß es. Das BHKW im Leistungsbereich von einem Megawatt wird vom Wärmeversorger Hansewerk Natur betrieben, die Umrüstung für den Wasserstoff-Betrieb hatte der österreichische Gasmotoren-Spezialist Innio übernommen.


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